Weissmies (4023 m, Wallis) - Besteigungsversuch mit DAV - Sektion Bad Aibling

Almageller Hütte
Tour:
Hochtourenwochenende mit dem DAV - Sektion Bad Aibling. Besteigungsversuch des Weissmies (4023 m, Wallis). Abbruch der Besteigung nach Erreichen des südlichen Vorgipfels auf 3961 m
Region / Gebiet:
Walliser Alpen (Schweiz)
Termin:
30.07. - 01.08.2004
Höhenmeter:
2360 HM↑↓
Charakter:
Besteigungsversuch des Weissmies (4023 m) über den Südgrat; Hochtour im Felsgelände mit Kletterei (II) am Blockgrat.

Nach oben 1. Tag – 30.07.2004 Anfahrt und Hüttenaufstieg

Almageller - Hütte Um 4:00 Uhr treffen sich 13 Bergsteiger (2 Tourenführer und 11 Teilnehmer) der Sektion Bad Aibling des DAV auf dem Parkplatz P4 am Ortsausgang. Nach dem Aufgabeln eines weiteren Teilnehmers auf dem Autobahnparkplatz Holzkirchen beginnt die Fahrt ins Wallis. Es war die gleiche Strecke, die ich 3 Wochen zuvor für meine Walliser Hochtourenwoche ausgewählt hatte.

Ohne Probleme erreichen Portjengrat wir gegen Mittag den Parkplatz in Saas-Almagell. Nach dem Sortieren von persönlicher und allgemeiner Ausrüstung (z.B. Seil) beginnt der Aufstieg zur Almageller Hütte. Der über 1200 Höhenmeter (HM) und mit etwa 3 - 4 Stunden einzuplanende Anstieg ermöglicht immer eindrucksvollere Ausblicke auf die umliegenden Gipfel der Monte-Rosa- und Mischabel-Gruppe.

Trotzdem sind nach der über 500 Km dauernden Anfahrt alle froh, die in 2895 m Höhe liegende Hütte zu erreichen. Nach Verteilung der Lager beginnt die Besprechung der morgigen Tour, danach beschließen wir den Abend mit einem gemütlichen Abendessen.

 

Nach oben 2. Tag – 31.07.2004

Weissmies - Südgrat Nach einem kurzen Frühstück beginnt im Schein unserer Stirnlampen gegen 5:00 Uhr der Aufstieg. Über Blockwerk und kleinere Altschneefelder wird gemächlich ansteigend, gegen Ende steiler werdend, der Zwischenbergpaß (3268 m) nach etwa 1 Stunde erreicht. Nach einer kurzen Rast beginnt der eigentliche Aufstieg:

Rechts vom Grat steigen wir - nach dem Anlegen der Gletscherausrüstung (Steigeisen usw.) - über ein sich aufsteilendes Firnfeld problemlos in die Höhe. Bei etwa 3700 m beginnt nach dem Verlassen des Firnfeldes der eigentlich Gratanstieg. Der blockige Grat in recht festem Fels (I, einige Stellen II) führt als logische Route in Richtung Gipfel. Trotzdem bringt einem die in dieser Klettern am Weissmies Höhe ungewohnte Kletterei gut zum schnaufen. Kontinuierlich steiler werdend wird dann der südliche Vorgipfel (3961 m) des Weissmies - eine ausgedehnte Firnkuppel - erreicht.

Der danach folgende kurze Firngrat zum eigentlichen Gipfel des Weissmies entpuppt sich nun als großes Problem: Der sehr schmale, teilweise mit Blankeisstellen versehene Firngrat ist in diesem Zustand zu schwer für die Hochtourenerfahrung einiger Bergkameraden. Nach kurzer Beratung der Bergtourenführer wird aus Sicherheitsgründen auf den weiteren Aufstieg verzichtet und nach einer ausgiebigen Rast der Abstieg in Richtung Hütte begonnen (Erfolg am Weissmies: Juli 2006). Die Tourenbegleiter sichern ermüdete Am Weissmies-Vorgipfel Bergkameraden bei dem für einige ungewohnten Abstieg am Blockgrat mit dem Seil.

Leider kommt es trotzdem zu einem Unfall: Beim Übergang auf das Firnfeld stürzt ein Bergkamerad einige Meter ab und zieht sich mehrere Platzwunden am Kopf und einen Schock zu. Aus Sicherheitsgründen wird die Bergrettung alarmiert, was aber erst wieder mit Erreichen eines Handynetzes am Zwischenbergpaß geschehen kann. Etwa 90 Minuten nach dem Unfall erscheint der Helikopter der Air Zermatt mit den Bergrettern, die sich professionell um unseren Kameraden kümmern und nach wenigen Minuten mit ihm in Richtung Hospital in Visp entschweben. Glück im Unglück: Unser Kamerad kann bereits am nächsten Tag mit aus dem Hospital entlassen werden.

Der weitere Abstieg erfolgt dann problemlos und gegen 16:00 Uhr sind wir wieder an der Almageller Hütte. (1060 HM↑↓)

Nach oben 3. Tag – 01.08.2004 Abstieg und Heimfahrt

Mischabel

Rhonegletscher

Kurz nach Sonnenaufgang steigen wir nach Saas-Almagell ab und geniessen dabei den Ausblick auf die gegenüberliegenden Berge der Mischabel-Gruppe, die im ersten Sonnenlicht aufglühen (1200 HM↓).

Die wiederum durch das Rhonetal, sowie Furka- und Oberalppaβ führende Heimfahrt wurde durch kurze Stops am Furkapaβ und in Liechtenstein aufgelockert. Nach 60 Stunden und insgesamt 1060 Km endete unser Wallis-Wochenende ohne weitere Vorkomnisse in Bad Aibling.

Anstrengung:
Leichte Hochtour, G3 (II)
Ausrüstung:
  • steigeisenfeste Bergschuhe
  • Funktionsbekleidung
  • Hüttenschlafsack
  • Hochtourenausrüstung inkl. Klettergurt, Karabiner
  • Kopfbedeckung, Sonnen- oder Gletscherbrille (100% UV-Filter)
  • Fleecejacke (mit Windstopper!)
  • Tages-Rucksack (ca. 35 - 40 Liter)
  • Sonnenschutzmittel
Gefahren:
Höhenkrankheit (AMS = Acute mountain sickness) bei unzureichender Akklimatisation

Kartenskizze:

Tourenskizze aus: Landeskarte der Schweiz: 284 T, MISCHABEL
(Zermatt - Saas Fee) 1:50000, Ausgabe 1999

Weitere Informationen für Bergtouren im Wallis:

Michael Waeber: Walliser Alpen, Gebietsführer für Wanderer, Bergsteiger und Kletterer, Bergverlag Rudolf Rother, München, ISBN 3-7633-2408-9

Richard Goedeke: 4000er - Die Normalwege, Tourenführer, Verlag J. Berg, München, ISBN 3-7634-1007-4

Kommerzielle Anbieter für Wallis-Hochtourenwochen:

Siehe Links

Letzte Aktualisierung am 11.01.2023 18:53:39 Uhr