John Muir Trail 2014

Der bekannteste Trekking-Trail der USA -
350 Kilometer, 15.000 Höhenmeter und 10 Passüberschreitungen
in der kalifornischen Sierra Nevada

John Muir Trail 2014
Tour:
John Muir Trail 2014
Region / Gebiet:
Sierra Nevada (Kalifornien / USA)
Termin:
25.08. - 11.09.2014
Ausgangshöhe:
1200 m
Erreichte Höhe:
4418 m
Höhenmeter:
ca. 15.000 m in Auf- und Abstieg
Streckenlänge:
ca. 218 Miles / 350 Kilometer
Charakter:
Eigenverantwortliches Ferntrekking in abgeschiedener Wildnis
Dauer:
18 Tage (reine Trekkingtour)
Anstrengung:
Schweres Trekking mit Zeltübernachtungen
Ausrüstung:
  • Zelt
  • Daunenschlafsack (ca. 5° C Komforttemperatur)
  • Kocher
  • Nahrungsmittel
  • gute, nicht zu leichte Trekkingschuhe
  • Teleskopstöcke (sehr empfehlenswert)
  • Funktionsbekleidung (inkl. Regenschutz)
  • Kopfbedeckung, Handschuhe, Mückenschutz
  • Fleecejacke (mit Windstopper!)
  • Trekking-Rucksack (ca. 75 Liter)
Gefahren:
  • Überforderung (für Untrainierte)
  • Gefahren durch plötzliche Wetterstürze
  • Bären, Coyoten, Schlangen

Nach oben 0. Tag: 24.08.2014 Yosemite Valley

Wilderness CenterMeine Trekkingpartnerin Monika und ich stehen in einer Schlange von Backpackern vor dem Wilderness Center im Yosemite Valley. In den vergangenen drei Tagen waren wir von Deutschland aus nach San Francisco geflogen und waren nach einem Tag Sightseeing mit Bus und AMTRAK-Zug ins Yosemite Valley gereist.

Half DomeVor 6 Monaten hatten wir in einer drei Tage dauernden Faxaktion innerhalb einer Lotterie ein Permit für den John Muir Trail ergattert, dem berühmtesten Fernwanderweg der Vereinigten Staaten von Amerika. Allerdings nur mit dem Reservestartpunkt ab Tuolumne Meadows im Norden des Yosemite National Parks. Damit blieben uns die ersten 3 Tage der klassischen Trailroute ab Yosemite Valley verwehrt. Wir wollen versuchen unser Permit gegen ein hoffentlich verfügbares "Original-Permit" ab Startpunkt Happy-Isles zu tauschen.

El CapitanUm 11:00 Uhr werden von den Park-Rangern die verfügbaren Tickets verkündet: Alle wartenden Backpacker erhalten Ihre gewünschten Permits. Nach einer Belehrung über das Verhalten in der Wildnis und der Aushändigung der benötigten Bärenboxen - Kunststofftonnen, in denen Lebensmittel bärensicher verpackt werden - sind wir endlich im Besitz des begehrten Permits für die Originalroute des John Muir Trails.

Merced RiverDa wir auch mit unserem ersten Permit gestartet wären, waren die wesentlichen Vorbereitungen abgeschlossen. Dies betraf hauptsächlich die Organisation eines Verpflegungsdepots auf halber Strecke bei der Muir Trail Ranch. Etwas aufwändiger war dann noch das Verpacken unserer Lebensmittel in die Bärentonnen. Nur mit viel Tricks und bestmöglicher Komprimierung der Tüten mit gefriergetrockneten Mahlzeiten bekamen wir die Verpflegung für 8 Tage in die Boxen. Sicherlich weniger Kalorien als wir verbrauchen werden, aber dies ist so eingeplant. Das Gewicht der Rucksäcke kann auch nicht beliebig gesteigert werden. Wir bereiten schließlich unsere Treckingrucksäcke vor und genießen den Nachmittag im Talgrund des Yosemite Valley unter den imposanten Felswänden von El Capitan, Half Dome und Co. Aufgrund des nun drei Tage längeren Trekkings starten wir bereits am nächsten Morgen.

Den Tag beschließen wir bei Pizza und einem letzten Bier auf der Restaurantterrasse des Camp Curry.

Nach oben 1. Tag: 25.08.2014 Housekeeping Camp Yosemite Valley - Little Yosemite Valley

Start John Muir TrailKurz nach 06:00 Uhr stehen wir auf, ein schnelles Frühstück. Ein wenig Anspannung ist aufgrund des vor uns liegenden Abenteuers schon vorhanden. Um 07:05 Uhr verlassen wir unsere Unterkunft im Housekeeping Camp des Yosemite Valley. An der Rezeption geben wir noch ein paar Grußpostkarten ab, dann stehen wir an der Ringstraße im Yosemite Valley. Der Fahrer eines Shuttle-Busses wartet an der gegenüber liegenden Haltestelle. Wir aber gehen aus eigener Kraft die etwa 1,5 km bis zum offiziellen Start des John Muir Trail. Die nächsten 18 Tage wird alles zu Fuß zurück gelegt.

Liberty CapIm Bereich des Happy Isles Nature Center wird der Merced River auf einer Straßenbrücke überquert. Direkt danach zweigt der Weg rechts ab: Es beginnt der markierte Aufstieg zum Half Dome und die Trails zum Little Yosemite Valley.

Um 07:45 Uhr stehen wir am Schild: "Mount Whitney via John Muir Trail 211.0" (Miles). Wir schießen das obligate Foto am offiziellen Startpunkt unseres Trails. Dann gehen wir los.

RastplatzDer größte Teil der heutigen Etappe ist mir noch von der Tagestour zum Half Dome im Jahr 2004 bekannt. Für die vielen Tagestouristen in Sandalen ist der erste Teil des Trails sogar asphaltiert. Nach einer nochmaligen Querung des Merced River steigen wir südlich des Flusslaufs in großen Serpentinen den steilen Hang empor. Da der Trail auch für Pferdekarawanen ausgelegt ist, kommt uns die moderate Steigung entgegen. Trotzdem sind die bis zu 22 Kilogramm schweren Rucksäcke eine noch ungewohnte Last.

Little Yosemite ValleyJe höher wir aus dem Yosemite Valley aufsteigen, desto weiter schweift der Blick über die Berge und Hochflächen des Yosemite National Parks. Am oberen Ende des Nevada Fall legen wir eine größere Rast ein: Nach 2.000 ft Aufstieg ist der Eingang zum Little Yosemite Valley erreicht. Die Hälfte der heutigen Etappe ist absolviert, der Rest ist eine einfache Wanderung ohne große Höhenunterschiede entlang des Merced Rivers.

Camü 1Bereits um 10:45 Uhr erreichen wir den schönen Campground im Wald des Little Yosemite Valley. Mit dicken Baumstämmen sind einzelne Zeltparzellen abgeteilt, in denen sich auch jeweils eine Bearbox, eine stählerne Kiste zur bärensicheren Unterbringung von Nahrungsmitteln, befindet. Schnell ist unser Zelt aufgebaut. Am nahen Fluss filtere ich Wasser in die Vorratsflaschen, eine Routinetätigkeit in den nächsten 18 Tagen (wir werden täglich zwischen 7 und 12 Liter Oberflächenwasser zum Trinken und zur Nahrungsmittelzubereitung benötigen).

Aufgrund der vielen Half Dome-Aspiranten ist dieser Campground deutlich mehr bevölkert, als andere Plätze im Bereich des John Muir Trails, trotzdem kommt keine unangenehme Enge auf. Wir erkunden ein wenig die Umgebung und den Beginn des Trails am nächsten Morgen. Den Abend beenden mit einem gefriergetrockneten Instantdinner.

Tagesetappe:
ca. 4,8 Miles
Gesamtstrecke:
ca. 4,8 Miles
Gehzeit:
07:05 Uhr – 10:45 Uhr
Etappenanfang:
Start im Housekeeping Camp Yosemite Valley
Etappenende:
Little Yosemite Valley

Nach oben 2. Tag: 26.08.2014 Little Yosemite Valley - Sunrise

Half DomeNach ruhiger Nacht brechen wir um 06:30 Uhr Richtung Sunrise Camp auf. Das Wetter ist weiterhin perfekt. In gleichmäßiger Steigung erreichen wir nach 1,5 Meilen den Abzweig zum Half Dome. Hier bin ich mit meiner Frau vor 10 Jahren abgebogen, nun ist der weitere Trail auch für mich Neuland. Kurze Zeit später können wir auch erstmals die Ostseite des Half Dome mit den berühmten Cables erkennen.

HochflächenNach zwei Stunden legen wir eine Frühstückspause ein: An einer sonnigen Lichtung bereiten wir unser Haferflockenmüsli zu. Eine Vierergruppe von Wanderern zieht vorbei. Sie haben mit uns vor dem Wilderness Office auf ihr Permit gewartet. Wir werden sie in den nächsten zwei Tagen noch öfters sehen. Der weitere Weg führt uns, meist leicht ansteigend, nach Osten. Schöne Ausblicke gibt es immer wieder über die im Süden gelegenen bewaldeten Hochflächen und Gipfel des Yosemite National Park.

Mathes CrestNach etwa 4 Stunden wird der Trail steiler. Schwer atmend steigen wir in engen Serpentinen einen Berghang zum Höhenzug des Sunrise Mountain hoch. Seit gestern sind wir etwa 2.000 Höhenmeter angestiegen und dementsprechend noch nicht akklimatisiert. Erstmals macht sich auch das Gewicht des Rucksacks als wirkliche Erschwernis bemerkbar. Auf dem Höhenzug angelangt nehmen wir dankend die Sitzgelegenheit eines umgestürzten mächtigen Baumstammes in Anspruch. Wir haben jetzt den höchsten Punkt des heutigen Tages erreicht, der weitere Weg zum Sunrise High Sierra Camp lässt keine Schwierigkeiten mehr erwarten.

Sunrise CampDer sandige Pfad führt nun über den Höhenrücken Richtung Nordost. Leicht an Höhe verlierend erreichen wir gegen 13:00 Uhr die weite Wiesenfläche des Long Meadow. Hier zweigt nach links der Abzweig zum Sunrise Camp ab. Etwas südwestlich dieses fest angelegten Camps befinden sich sehr schöne Campspots. Das hier verfügbare Quellwasser erspart uns ausnahmsweise das Filtern von Wasser. Wir nutzen die frühe Ankunft um einen Teil der verschwitzten Wanderkleidung zu waschen. Die ist in der Nachmittagssonne schnell getrocknet.

Von unserem Zeltplatz haben wir einen balkonartigen Überblick über die Umgebung, was wir beim Abendessen genießen. Nach dem Sonnenuntergang wird es auf 9.000 ft Höhenlage rasch kühler, so dass wir schnell in den Schlafsäcken verschwinden. In der Nacht werden wir erstmals durch das Heulen eines in der Nähe befindlichen Coyotenrudels geweckt.

Tagesetappe:
ca. 9,4 Miles
Gesamtstrecke:
ca. 14,2 Miles
Gehzeit:
6:30 Uhr – 13:25 Uhr
Etappenanfang:
Little Yosemite Valley
Etappenende:
Sunrise

Nach oben 3. Tag: 27.08.2014 Sunrise - Tuolumne Meadows

Long MeadowEin neuer Tag. Nach zwei Tagen, die uns mit starken Anstiegen aus dem Yosemite Valley auf die Hochflächen des Nationalparks gebracht haben, liegen heute relativ geringe Höhenunterschiede vor uns. Dafür haben wir aber erstmals eine Wegstrecke von 10 Meilen geplant. Wir wollen Tuolumne Meadows an der Tioga Pass-Straße erreichen. Ein Besucherzentrum des Yosemite National Park und gleichzeitig der nördlichste Punkt des John Muir Trail.

Columbia FingerNach dem Frühstück verlassen wir unseren Campspot am Sunrise Camp und gehen zurück zum John Muir Trail. Der Weg führt uns die nächste Stunde über die Long Meadow nach Norden. Der markante Columbia Finger ist für geraume Zeit unser Wegzeichen. Nach der Long Meadow führt der Trail uns gegen den Uhrzeigersinn ansteigend um den Columbia Finger herum. Im Osten ist der scharfe Grat des Mathes Crest zu sehen, während im Norden die Echo Peaks als Wegweiser zum eher unscheinbaren Cathedral Pass (9.700 ft) dienen.

Nach der Überschreitung des Cathedral Pass passieren wir den Upper Cathedral Lake. Der ursprüngliche Weg entlang der Uferwiese wurde jetzt in den Wald verlegt, um weitere Erosionsschäden im weichen Uferbereich zu verhindern. Nach einer weiteren sandigen Kuppe beginnt der Abstieg in das Tal der Tuolumne Meadows. Gleichmäßig geht es einen staubigen Pfad durch den trockenen Kiefernwald bis vor den Wanderparkplatz hinab. Hier schwenken wir nach Osten und folgen dem Trail bis auf Höhe des Tuolumne Meadows Visitor Center. Während die Originalroute des John Muir Trail hier für ein kurzes Stück nördlich der Tioga Road verläuft, bleiben wir auf Tuolumne Meadows Grilleinem Pfad im Wald südlich dieser Straße, bis wir den großen Tuolumne Campground erreichen. Ganz im Südosten dieses Areals befindet sich der Backpacker Campground. Im Norden dominiert die markante Kuppe des Lembert Dome über die Tuolume Meadows.

5 US-$ müssen wir pro Person für den Zeltspot BP07 in einer Dropbox hinterlegen, der einzige kostenpflichtige Campspot unserer Tour. Dafür gibt es neben den Bearboxen für unsere Nahrungsmittel auch wieder Gemeinschaftssanitäranlagen in diesem Areal. Wildes Campen ist in einem Umkreis von 4 Meilen nicht gestattet.

Lembert DomeNach drei Tagen Trekking und knapp 25 Meilen Strecke haben wir jetzt den Punkt erreicht, der mit unserem ursprünglichen Permit als Startpunkt der Tour gegolten hätte.

Nach der Errichtung unseres Zeltes begeben wir uns zuerst zum Tuolumne Grill. Nach drei Tagen gefriergetrockneter Nahrung wollen wir zuerst etwas "normales" essen: Double-Cheesburger, Salat, Fries und Soft Drink (mit beliebigem Refill). Der Nachmittag auf den sonnigen Sitzgelegenheiten neben dem Imbiss geht schnell vorbei. Im kleinen Laden nebenan kaufen wir ein paar Nahrungsmittel nach, wobei insbesondere die 2 Biere - die letzten für 15 Tage - später am Campground sehr genossen werden.

Den Abend beschließen wir am Campfire eines freiwilligen Rangers des Yosemite National Park, der einen Vortrag über Flora und Fauna hält. Im Licht der Stirnlampen geht es danach zurück zum Backpacker Campground.

Tagesetappe:
ca. 10,0 Miles
Gesamtstrecke:
ca. 24,2 Miles
Gehzeit:
7:50 Uhr – 13:50 Uhr
Etappenanfang:
Sunrise
Etappenende:
Tuolumne Meadows Backpacker Camp

Nach oben 4. Tag: 28.08.2014 Tuolumne Meadows - Donohue Pass - Marie Lakes Trail Junction

Lyell CanyonDie erste lange Etappe liegt vor uns. Die morgendliche Routine von Zeltabbau und Frühstück ist in etwa 90 Minuten gemütlich erledigt. Um 07:30 Uhr starten wir Richtung Lyell Canyon. Nach etwa 1 Meile treffen wir wieder mit der Originalroute des John Muir Trail zusammen, welcher hier von Norden (Tioga Road) kommend auf unseren Pfad trifft.

Talschluß LyellDie nächsten 4 Stunden gehen wir langsam das Tal des Lyell Fork empor, wobei die Steigung kaum merkbar ist. Im flachen Talboden haben wir immer wieder schöne Blicke auf den Fluss, der gemächlich in schönen Mäandern durch die Wiesen im Talgrund fließt. Die auf beiden Seiten liegenden Berghänge sind zumeist dicht bewaldet. Nur wenige Wanderer kommen uns entgegen oder bewegen sich in unsere Richtung. Wir verlassen nun das Gebiet der Tagestouristen des Yosemite National Park. Mitten im Canyon treffen wir zwei einsame Parkranger, welche mit Spitzhacke und Schaufel mit Trailarbeiten beschäftigt sind. Aufgrund der Höhenlage sind die Temperaturen auch bei schönstem Wetter als angenehm zu bezeichnen.

RückblickNach etwa 4 Stunden steilt sich der Weg auf: In engen Serpentinen und oftmals blockige Stufen überwindend steigen wir im Wald auf etwa 9.500 ft auf. Über eine Holzbrücke queren wir den Lyell Fork, dahinter gibt es auf einer Waldlichtung einige schöne Campspots. Viele Trekker campen hier, bevor sie den ersten großen Pass angehen. Wir legen hier eine ausgiebige Mittagsrast ein und füllen unsere Trinkflaschen mit gefiltertem Wasser.

BachüberschreitungNach etwa 45 Minuten beginnen wir die finalen 1.500 ft Aufstieg zum Donohue Pass. In gleichmäßigem Tempo steigen wir die Serpentinen empor. Knapp oberhalb der Baumgrenze erreichen wir einen kleinen See, dessen Abfluss wir auf Steinblöcken queren. Am gegenüberliegenden Hang zieht der schmale Pfad empor. Weit ausholend folgt der Trail dem Geländeverlauf, kleine Wasserläufe werden dabei mehrfach von uns gequert.

Südlich Donohue PassDie Höhenlage und die noch nicht abgeschlossene Höhenanpassung erfordern jetzt unsere ganze Energie. Die umliegenden Berge erscheinen immer niedriger, nach einigen letzten Serpentinen auf dem Steinplattenpfad ist gegen 15:40 Uhr die Passhöhe des Donohue Pass auf 11.056 ft erreicht. Für Monika ein neuer Höhenrekord, doch dieser wird in den nächsten Wochen fast täglich weiter nach oben geschraubt werden.

Banner Peak und Mt. DavisDer schwere Rucksack und der hinter uns liegende Anstieg haben viel Energie gekostet, so dass wir den Ausblick auf die uns umgebende Landschaft und den zu unseren Füssen liegenden Lyell Canyon kaum richtig genießen können. Zudem wollen wir in der kahlen Steinwüste hier oben auch nicht die Nacht verbringen. So beginnen wir nach etwa 20 Minuten den Abstieg auf der Südseite und verlassen damit gleichzeitig das Gebiet des Yosemite National Park.

Aufgrund unserer Müdigkeit ist das Tempo beim Abstieg deutlich verringert, da es auch immer wieder kleine Gegenanstiege gibt. Langsam nähern wir uns wieder der Baumgrenze und gegen 18:00 Uhr haben wir den kleinen Flusslauf an der Marie Lakes Trail Junction erreicht. Die besten Campspots sind um diese Uhrzeit schon besetzt, aber nach ein wenig Suchen finden wir noch einen schönen Platz unter ein paar Fichten. Das Zelt wird schnell aufgebaut und noch vor Einbruch der Dunkelheit ist ein Topf heisser Kürbissuppe fertig, der unseren Flüssigkeitshaushalt wieder auf Vordermann bringt.

Tagesetappe:
ca. 15,1 Miles
Gesamtstrecke:
ca. 39,3 Miles
Gehzeit:
7:30 Uhr – 18:00 Uhr
Etappenanfang:
Tuolumne Meadows Backpacker Camp
Etappenende:
Marie Lakes Trail Junction

Nach oben 5. Tag: 29.08.2014 Marie Lakes Trail Junction - Rosalie Lake

Banner PeakUm 07:20 Uhr beginnt die nächste Etappe. Es braucht ein paar Minuten bis die etwas steifen Beine nach der langen Etappe vom Vortag wieder funktionieren. Nach etwa 1 Stunde müssen wir den Silver Pass (10.205 ft) überqueren. Im Gegensatz zum Passaufstieg am Vortag ist das heute eine leichte Übung: Durch lockeren Waldbestand sind die etwa 200 Höhenmeter Anstieg auf einem leichten Pfad fast unmerklich zurück gelegt. Oben haben wir erstmals einen schönen Blick auf den Banner Peak (12.945 ft). Dieser Berg wird die Aussicht der nächsten beiden Tage dominieren.

Thousand Island LakeDer Trail führt leicht abfallend über einen Höhenrücken, als wir nach einer Biegung den Thousand Island Lake erblicken. Oftmals auf Kalenderbildern abgebildet beeindruckt dieser See in Realität umso mehr, obwohl sicherlich keine tausend Inseln die Wasseroberfläche durchbrechen. Nahe des Seeabflusses am Nordostende legen wir in Ufernähe eine Frühstücksrast ein.

Garnett LakeÜber einen Höhenzug folgen wir dem John Muir Trail vorbei an Emerald Lake und Ruby Lake. Danach wird das Gelände felsiger. Am Garnett Lake ist das Seeufer erst über einige Serpentinen in einem Steilhang zu erreichen. Der Pfad folgt dem Ufer einige Minuten im Uhrzeigersinn, bevor der nächste Höhenrücken in weiten Serpentinen erklommen werden muss. Oben angekommen wird unser Trailpermit von einer Rangerin geprüft, das einzige Mal auf der ganzen Tour. Danach folgt der Weg einem ausgetrockneten Bachlauf in das nächste Tal runter. Dort können wir am Shadow Creek unsere fast leeren Wasserflaschen füllen.

Shadow LakeWir folgen dem Fluss eine knappe Meile bis zum Shadow Lake, der von dunklem Waldbestand umrahmt in einer Senke liegt. Am Ostende des Sees beginnt unvermittelt der Aufstieg zum Rosalie Lake. In gemächlicher Steigung und großen Serpentinen wird der steile Hang angegangen, doch fällt mir der staubige Pfad auch aufgrund der hier hereinstehenden Sonne ungewöhnlich schwer. Schweiß fließt Camp 5in Strömen, da kaum ein Windhauch durch den Wald weht. Als wir auf dem Höhenrücken angekommen sind, erblicken wir etwa 30 m unter uns die Wasseroberfläche des Rosalie Lake. Monika entdeckt rechts unterhalb des Trails einen schönen Campspot in der Nähe des Seeufers, zu dem wir sogleich absteigen.

Nach dem Einrichten unseres Lagers am Nachmittag nutzen wir den überraschend warmen See mit seinem Sandstrand für ein erfrischendes Bad, bevor wir unser gewohntes Instantdinner zubereiten.

Tagesetappe:
ca. 11,1 Miles
Gesamtstrecke:
ca. 50,4 Miles
Gehzeit:
7:15 Uhr – 15:00 Uhr
Etappenanfang:
Marie Lakes Trail Junction
Etappenende:
Rosalie Lake

Nach oben 6. Tag: 30.08.2014 Rosalie Lake - Devils Postpile National Monument - Deer Creek Crossing

TalgrundNach dem morgendlichen Aufbruch umrundet unser Trail im Uhrzeigersinn den Rosalie Lake. Einige belegte Campspots liegen noch in Nachtruhe. Ein kleiner Anstieg bringt uns zum Gladys Lake, der sehr schön in die Wälder eingebettet ist. Zeltmöglichkeiten sind hier allerdings nur eingeschränkt vorhanden.

BasaltsäulenDanach beginnt ein langer Abstieg in das Gebiet des Devils Postpile National Monument. Wir gehen etwa zwei Stunden in zügigem Tempo beständig bergab. Vom Windbruch im Jahr 2012 gefällte meterdicke Bäume liegen kreuz und quer. Der Trail ist aber mittlerweile frei geschnitten, so dass es keine Behinderungen gibt. Auf 9.700 ft erreichen wir die markierte Grenze zum Devils Postpile National Monument. Wir verlassen für eine kurze Wegstrecke den John Muir Trail und folgen der Wegkennzeichnung zur Rangerstation an der großen Tallichtung. Von hier sind es nur wenige Minuten zu der interessanten Vulkansteinformation mit ihren eckigen Basaltsäulen.

BasaltAufgrund des Wochenendes und der Erreichbarkeit dieser Region über Straßen treffen wir hier auf regen Betrieb von Tagestouristen.

General StoreUm 11:30 Uhr erreichen wir unser nächstes Fixziel: Das Red Meadow Resort. Während viele Trailhiker hier schon ein erstes Resupply-Paket an der Poststation aufnehmen, begnügen wir uns mit Getränken und Obst aus dem kleinen Laden. Ein Muss ist natürlich die Mittagspause im gemütlichen Restaurant mit einem kalorienreichen Burgermenue und Softdrink mit beliebigen Refill. An diesem Ort haben wir etwa ein Viertel der Gesamtdistanz des John Muir Trail zurück gelegt. Mittels des glücklicherweise vorhandenen Handyempfangs können wir erstmalig seit Trailbeginn einen Statusbericht in die Heimat absetzen.

WaldbrandgebietNach zwei Stunden Rast beginnen wir unsere Nachmittagsetappe: Kurz hinter dem Reds Meadow Resort treffen wir wieder auf den John Muir Trail. Gleichmäßig ansteigend geht es die nächsten 2 Meilen durch ein ehemaliges Waldbrandgebiet. Wie große Zahnstocher stehen die verbrannten Baumriesen in der Landschaft, während sich in Bodennähe schon wieder Red Coneeine dichte Vegetation ausgebildet hat. Nach Erreichen der Waldgrenze steigen wir zu den Red Cones auf, zwei aus roter Asche gebildete Vulkankegel. Wir queren die dahinter liegende Crater Meadow und folgen dem Trail in lichtem Wald auf sandigem Boden noch weitere 2 Meilen bis hinter die Querung des Deer Creek.

Auf der linken Seite des Deer Creek richten wir unser Lager in Nachbarschaft von drei amerikanischen Wanderfreunden ein (Jessie, Patrick und Cassie). Mit diesen erlebten wir einen vergnüglichen Nachmittag und Abend am Campfire. Insbesondere Jessie entpuppt sich als Genusswanderer: Mit 4 Resupplys erlaubt er sich manche Gaumenfreude und überrascht uns in dieser Einsamkeit mit einem kleinen Tasting von ausgesuchten schottischen Single Malts.

Langsam macht sich bei uns auch eine fortschreitende Höhenakklimatisation und die Gewöhnung an den schweren Rucksack bemerkbar, da wir den Tag als nicht unangenehm anstrengend empfunden haben.

Tagesetappe:
ca. 15,0 Miles
Gesamtstrecke:
ca. 65,4 Miles
Gehzeit:
7:15 Uhr – 16:00 Uhr
Etappenanfang:
Rosalie Lake
Etappenende:
Deer Creek Crossing

Nach oben 7. Tag: 31.08.2014 Deer Creek Crossing - Südlich Silver Pass

Cascade ValleyAm Morgen verabschieden wir uns von unseren Wanderfreunden, die eine andere Zeiteinteilung auf dem John Muir Trail haben. Für die nächsten fünfeinhalb Meilen folgen wir einem Höhenweg entlang der Nordhänge des Cascade Valley. Insgesamt leicht ansteigend ergeben sich hier immer wieder schöne Ausblicke auf die Gipfel an der gegenüber liegenden Talseite sowie die Berge am Talende, die wir gegen Nachmittag erreichen werden.

Purple LakeNach einer kleinen Riegelpause am Duck Creek folgen wir dem steiniger werdenden Trail zum Purple Lake, welcher sehr schön in einen felsigen Talkessel eingebettet ist. Nach weiterem Anstieg von etwa 400 ft erreichen wir den Lake Virginia. Die einsamen Ufer dieses Sees laden zu einer längeren Mittagspause ein. Wir packen den Kocher aus und bereiten uns eine stärkende Mahlzeit. Immer wieder erfreuen wir uns am klaren Wasser der einsamen Gebirgsseen in der Sierra Nevada.

Lake VirginiaHinter dem Lake Virginia steigen wir in Serpentinen ins Tully Hole ab. Da wir in diesem von mehreren Wasserläufen durchflossenen Talkessel das Auftreten von Mücken befürchten, wollen wir hier nicht unser Lager aufschlagen. Kurz nach dem Eintreffen auf der Talsohle wird der Fish Creek auf einer Brücke gequert. Sogleich beginnt der Anstieg zum Silver Pass (10.895 ft).

Squaw LakeEtwa 2 Stunden bewegen wir uns über die Serpentinen in moderater Steigung aufwärts. Oberhalb der Baumgrenze gibt es mehrere flache Seen, an denen insbesondere am Squaw Lake diverse Campspots zum Verweilen einladen. Die relativ kurze Entfernung zur Passhöhe ermutigt uns dazu, noch heute über den Silver PassPasseinschnitt zu steigen. In einem weiten Bogen nähern wir uns der Passhöhe, ganz zum Schluss gibt es nochmals zwei Serpentinen. Dann haben wir den Silver Pass erklommen.

Zimmer mit AussichtGespannt werfen wir einen Blick nach Süden: Die Trailkarte stimmt! Nur wenige 100 ft niedriger befindet sich neben dem Silver Pass Lake ein weiterer kleiner See mit einer ausgedehnten Sandfläche. Ideal zum campen.

Noch etwa 30 Minuten benötigen wir bis zu unserem anvisierten Lagerplatz, wo wir aufgrund der fortgeschrittenen Uhrzeit sofort das Zelt aufstellen und Wasser für das Abendessen filtern. Da nahezu Windstille ist, stört auch nicht der relativ offene Lagerplatz in diesem Taleinschnitt, den wir in dieser Nacht für uns allein haben. Das heißt, nicht ganz: Vor Mitternacht schon werden wir durch das nahe Geheul mehrerer Coyotenrudel geweckt.

Tagesetappe:
ca. 16,5 Miles
Gesamtstrecke:
ca. 81,9 Miles
Gehzeit:
7:30 Uhr – 18:00 Uhr
Etappenanfang:
Deer Creek Crossing
Etappenende:
südlich Silver Pass

Nach oben 8. Tag: 01.09.2014 südlich Silver Pass - vor Holgard Creek Crossing

North ForkEtwa 2.500 ft müssen wir an diesem Morgen absteigen. Nach dem Verlassen unseres Hochtals steigen wir durch das bewaldete Tal des North Fork ab. Es ist ein einsamer Abstieg, auf nahezu 5 Meilen Streckenlänge begegnen uns nur zwei Wanderer in Nordrichtung. Auf etwa 7.870 ft erreichen wir den Abzweig zum Edison Lake. Hier zweigen die Wanderer ab, die am, mit Fährboot erreichbaren Vermillion Valley Resort einen Resupply geplant haben. Wir queren den North Fork Mono Creek über eine massive Mono CreekHolzbrücke und legen am Flussufer eine Rast ein. Dies sollte die einzige Stelle auf dem ganzen Trail sein, an der wir ein wenig von Moskitos belästigt werden.

Dann beginnen wir den Anstieg auf den Bear Ridge. Etwa 60 Serpentinen braucht es, um die 2.000 ft Anstieg durch lichten Wald zu bewältigen. Der Bear Creeknicht vorhandene Wind lässt die Aktion unangenehm schweißtreibend werden. Nach etwa 2 Stunden sehen wir das Ende des Anstiegs nahe. Als sich der Höhenrücken abflacht, legen wir eine längere Rast ein. Monika bereitet eine schmackhafte Suppe zum Flüssigkeitsnachschub zu.

Am frühen Nachmittag wandern wir über den Höhenrücken Camp 8meist flach weiter. Die Aussicht auf die umliegende Sierra Nevada ist aufgrund des Waldbestands zumeist eingeschränkt. Erst beim Abstieg in das Tal des Bear Creek können wir mehr von diesem Gebiet sehen.

Gemächlich wandern wir am Bear Creek entlang und halten Ausschau nach einem geeigneten Campspot für die Nacht. Kurz vor der Querung des Holgard Creek Abendstimmungentdecken wir einen perfekten Platz: Ideal flacher Zeltplatz zwischen Bäumen, sandiger Untergrund und bequemer Zugang zum Wasser.

Nach dem Lageraufbau nutzen wir den Nachmittag zum Reinigen der verschwitzten Wäsche. Der Bear Creek bildet an unserem Lager kleine Kaskaden und strömungsarme Becken, so dass ich der Versuchung zu einer kleinen Schwimmeinlage nicht Wiederstehen kann.

Da für den nächsten Tag unser Resupply an der Muir Trail Ranch vorgesehen ist, gönnen wir uns ein etwas umfangreicheres Abendessen bevor wir uns zur Nachtruhe begeben.

Tagesetappe:
ca. 13,5 Miles
Gesamtstrecke:
ca. 95,4 Miles
Gehzeit:
7:28 Uhr – 16:10 Uhr
Etappenanfang:
südlich Silver Pass
Etappenende:
vor Holgard Creek Crossing

Nach oben 9. Tag: 02.09.2014 vor Holgard Creek Crossing - Selden Pass - Muir Trail Ranch - Piute Creek Crossing

BegegnungDer Selden Pass trennt uns von unserem Resupply-Paket auf der Muir Trail Ranch. Um 07:30 Uhr verlassen wir unseren Lagerplatz und wandern den Bear Creak aufwärts. Ein lichter Wald mit sandigem Grund, der Trail leitet uns langsam Richtung Süden bergauf. Mehrfach überraschen wir Deers auf den Lichtungen, die sich von uns nicht stören lassen.

Marie LakeNach zwei Stunden erreichen wir oberhalb der Baumgrenze die Rosemarie Meadows, kleine Wiesenflächen die unseren Almwiesen ähneln. Nach einigen steilen und etwas felsigen Anstiegen erreiche wir eine Hochebene und werfen einen ersten Blick auf den Marie Lake. Ein wunderschöner Bergsee, der wie ein Gemälde in die Landschaft eingefügt ist. Immer wieder bleiben wir kurz stehen und genießen das Panorama mit dem Blick auf den dahinter liegenden Selden Pass, ein schmaler Einschnitt in der vor uns liegenden Gebirgskette.

Selden PassUns kommt ein einzelner Wanderer entgegen. Ein kurzer Gruß, er nimmt dafür sogar die Kopfhörer des mp3-Players aus dem Ohr. Auch wenn man alleine unterwegs ist, irgendwie komisch wenn man sich so von der Natur abkapselt.

Der letzte Anstieg zur Passhöhe fordert uns mit einigen Serpentinen nochmals für eine Viertelstunde, dann haben wir für eine Riegel- und Fotopause den Selden Pass (10.880 ft) erreicht. Beeindruckend ist das Panorama im Rückblick mit dem Marie Lake. Nach Süden begrenzt ein schmales Tal mit einigen Seen den Ausblick.

Sallie Keyes LakesNur wenige Wanderer treffen hier ein. Aber auch hier wieder kurze überraschende Gespräche mit Amerikanern, die als Soldat entweder selbst in Deutschland stationiert waren, oder in deren Familienmitglieder einige Zeit in Deutschland verbracht hatten. Es wurden immer positive Äußerungen und Erinnerungen zu unserem Land kund getan.

TrailNach etwa 20 Minuten beginnen wir unseren Abstieg auf der Südseite, da im Passeinschnitt ein kühler Wind das Verweilen etwas ungemütlich werden lässt. Schnell geht es einige Serpentinen bergab, dann erreichen wir den kleinen Heart Lake, dessen Form seinem Namen entspricht. Ich bin etwas überrascht, dass ich in diesem hoch gelegenen See sofort ein paar Fische entdecke. Aufgrund der in dieser Höhe langen und strengen Winter hätte ich dies nicht erwartet. Kurze Zeit später überschreiten wir die schmale Landbrücke zwischen den beiden Sallie Keyes Lakes. Der lichte Wald und der warme Sandboden ergeben ideale Lagerplätze, die wir leider aufgrund des frühen Morgens und unserer schwindenden Lebensmittelvorräte nicht genießen können.

Resupply StationEinige Zeit windet sich der Pfad durch lockeren Waldbestand, wobei mehrfach trockene Bachläufe und kleine Höhenrücken mit Gegenanstiegen zu queren sind. Dann erreichen wir einen mit nur niederem Buschwerk bestandenen Südhang: Steil windet sich der staubige Pfad in Serpentinen hinunter. Kurz vor der Talsohle erreichen wir den unscheinbaren Abzweig zur Muir Trail Ranch, die wir in weiteren 20 Minuten erreichen.

VerpflegungsnachschubEin Angestellter händigt uns aus dem Lagergebäude unseren 5-Gallonen-Resupply-Eimer aus, der wohlbehalten eingetroffen war. In der nächsten Stunde verpacken wir unsere Nahrungsmittel. Volumenverringerung an Tüten mit gefriergetrockneten Mahlzeiten und Abschneiden von überflüssigen Verpackungskomponenten. Wir nutzen alle Tricks, um möglichst viel in unsere - zu kleinen - Bear boxes zu verpacken. Das Abendessen für heute können wir außerhalb der Boxen mitnehmen, es wird ja im nächsten Lager gleich verzehrt. Nur zwei Mahlzeiten bleiben übrig und werden in die bereit stehenden Tauschbehälter zur Nutzung durch andere Wanderer gegeben. Im kleinen Laden kaufen wir noch eine Gaskartusche für unseren Kocher und nutzen die bereit stehende Internetverbindung (10 US-$ / 15 Minuten) für ein Lebenszeichen an die Lieben daheim. Da Lebensmittel nur für Übernachtungsgäste der Muir Trail Ranch zur Verfügung stehen (Versorgung nur durch Pferdekarawanen, die Ranch ist ohne Straßenanbindung) muss die Lust auf eine Cola noch für 10 Tage zurück gestellt werden. Nach etwa 90 Minuten verlassen wir die Ranch, nicht ohne vorher die Rucksäcke zu wiegen: Voll bepackt - inkl. 2 Liter Wasser - habe ich 22 kg auf dem Rücken.

Camp 9Langsam folgen wir dem South Fork Joaquin River nach Osten. Das erhöhte Gewicht der Rucksäcke fordert seinen Tribut. Nach etwa 1,5 Meilen treffen wir wieder auf den eigentlichen John Muir Trail. Ohne große Höhenunterschiede folgen wir dem Tal flussaufwärts. Knapp 2 Stunden nach dem Verlassen der Muir Trail Ranch überqueren wir auf einer stabilen Brücke den Piute Creek. Gleichzeitig verlassen wir die John Muir Wilderness und betreten den Kings Canyon National Park. Nur wenige Dutzend Meter hinter der Brücke finden wir rechts in einer Baumgruppe einen schönen Campspot und haben schnell unser Lager eingerichtet.

Eine große Portion gut gewürzter Chilieintopf beschließt den Tag, an dem wir auch die Hälfte des John Muir Trail hinter uns gebracht haben.

Tagesetappe:
ca. 15,7 Miles
Gesamtstrecke:
ca. 111,1 Miles
Gehzeit:
7:20 Uhr – 17:30 Uhr
Etappenanfang:
vor Holgard Creek Crossing
Etappenende:
Piute Creek Crossing

Nach oben 10. Tag: 03.09.2014 Piute Creek Crossing - Evolution Lake

South Fork San Joaquin RiverDer Tag beginnt gegen 07:45 Uhr mit einer schönen Tour den Canyon des South Fork San Joaquin River hinauf. Entspannt und in gemächlichem Tempo genießen wir den Trail an diesem Morgen. Eine erste Rast legen wir an der Brücke ein, über die wir den Fluss queren.

Evolution CreekKurz hinter der Brücke beginnt der Aufstieg ins Evolution Valley: In Serpentinen werden auf relativ kurzer Strecke fast 1.000 ft Höhe gewonnen bis der Taleingang erreicht wird. Hier "belohnt" uns der Evolution Creek mit schönen Stromschnellen und Wasserfällen, mit denen er sein Wasser in den darunter liegenden Canyon entlässt.

Etwa 30 Minuten später kommen wir zu der einzigen nassen Flussquerung des Trails: An einer etwa 30 m breiten Flachwasserstelle ist der Evolution Creek zu queren, bei zu hohem Wasserstand muss dieses etwa 20 Minuten weiter flussaufwärts erfolgen. Nach kurzer Lagebeurteilung können wir heute problemlos in Bergschuhen einen Weg durch den McClure MeadowFluss finden ohne nasse Füße zu bekommen.

Evolution LakeLangsam aufsteigend folgen wir dem Fluss im breiten Talboden der McClure Meadows. Schöne Wiesenflächen wechseln sich mit lichten Wäldern ab. Wir nehmen uns immer wieder einige Minuten Zeit, die Umgebung zu betrachten.

AbendstimmungAuf etwa 10.000 ft beginnen wir den finalen Aufstieg in den Talboden des Evolution Lake. Relativ steil führt uns der staubige Weg in der Sonne empor. Die seit dem gestrigen Resupply wieder gefüllten Rucksäcke und der erneute Aufstieg auf etwa 11.000 ft lassen uns hier öfters innehalten. Als wir hinter einem letzten Höhenrücken endlich den herrlichen Evolution Lake erreichen ist die Begeisterung wirklich groß. Idyllisch schmiegt sich der See unter die Westabstürze von Mt. Mendel (13.710 ft), Mt. Darwin (13.831 ft) und Mt. Spencer (13.431 ft). Auf einem Felsplateau am Nordwestende des Sees errichten wir unser Camp in einer alpinen Umgebung.

Im Licht der Nachmittags- und Abendsonne erstrahlen die umliegenden Felsflanken in immer neuen Farbschattierungen. Nach Sonnenuntergang kühlt es relativ schnell ab, im Aufkommen eines kühlen Windes wird das Beobachten des abendlichen Sternenhimmels schnell ungemütlich.

Tagesetappe:
ca. 11,0 Miles
Gesamtstrecke:
ca. 121,1 Miles
Gehzeit:
7:45 Uhr – 15:00 Uhr
Etappenanfang:
Piute Creek Crossing
Etappenende:
Evolution Lake

Nach oben 11. Tag: 04.09.2014 Evolution Lake - Muir Pass - Le Conte Canyon Ranger Station

Wanda LakeNach ruhiger Nacht brechen wir bei wiederum bestem Wetter in Richtung Muir-Pass auf. Der Trail leitet uns an der Ostseite des Evolution Lake vorbei. Am Südende des Sees überschreiten wir den Seezulauf. In leichter Steigung erreichen wir im alpiner werdenden Gelände den Lake Sapphire, dessen blaue Wasserfläche wir links unter uns liegen lassen.

ShelterMittlerweile hat die Vegetation völlig aufgehört. Der Trail führt uns zum Wanda Lake (11.426 ft). Teilweise nur wenige Zentimeter am Seeufer vorbei leitet uns der Pfad. Unglaublich klar ist hier das Wasser, das in der Tiefe in unendlichen Blautönen schimmert. An weiteren Seeaugen vorbei beginnen wir in der Steinwildnis den finalen Aufstieg zur Passhöhe, welche wir nach einigen abschließenden Serpentinen erreichen.

Evolution BasinDer im Jahr 1930 zu Ehren von John Muir errichtete Steinshelter gilt als ein Wahrzeichen des John Muir Trail. Übernachtungen sind hier nicht gestattet, doch ergibt der steinerne Rundbau einen angenehmen Windschutz für eine Rast.

WasserdallNach einer längeren Riegelpause beginnen wir den Abstieg auf der Ostseite: Viel steiler als auf unserem Passanstieg führt der Pfad hinunter. Am Helen Lake (11.617 ft) gehen wir zügig vorbei. In der Steinwildnis sind die Steigspuren des Trails auf den Felsplatten manchmal nur zu erahnen, so dass die weitere Wegführung einige Male genauer begutachtet werden muss. Erst unterhalb von ca. 11.000 ft treffen wir auf erste potentielle Lagermöglichkeiten. Doch wir wollen heute noch ein größeres Stück in den LeConte Canyon absteigen.

SteinungeheuerPlötzlich schrecken wir von einem lauten Knall auf. Steinschlag oder sonstige Gefährdungen lassen sich aber nicht erkennen. Wir gehen weiter. Zehn Minuten später werden wir von einer Feuerwehrfrau des Forest Service gestoppt: Etwa 500 m Wegabwärts werden für Wegearbeiten Felsbrocken gesprengt. Mit vier anderen Wanderern müssen wir etwa 20 Minuten warten, bis nach einer weiteren Sprengung der Weg temporär freigegeben wird. Auf den nächsten Meilen sind immer wieder kleinere Arbeitsteams mit Arbeiten zur Wegsanierung und -befestigung beschäftigt.

Camp 11Wir folgen nun im Talgrund des LeConte Canyon den Middle Fork Kings River, der sich mal gemächlich sowie manchmal in Wasserfällen seinen Weg bahnt. Im dichten Wald gehend kommen wir an den Talwiesen der Big Pete und Little Pete Meadow vorbei. Fast hätte ich das bekannte Steinungeheuer des LeConte Canyons übersehen, wenn mich nicht Monika darauf hingewiesen hätte.

Am Nachmittag erreichen wir die kleine Blockhütte der LeConte Canyon Ranger Station in dessen Umgebung wir einen schönen Campspot an einem kleinen Bach finden. Schnell ist das Zelt aufgebaut. Der Zeltplatz unter Nadelbäumen ist ein schöner Kontrast zu unserem alpinen Lagerplatz an der baumlosen Uferfläche des Evolution Lake am gestrigen Abend.

Tagesetappe:
ca. 13,5 Miles
Gesamtstrecke:
ca. 134,6 Miles
Gehzeit:
7:35 Uhr – 15:30 Uhr
Etappenanfang:
Evolution Lake
Etappenende:
Le Conte Canyon Ranger Station

Nach oben 12. Tag: 05.09.2014 Le Conte Canyon Ranger Station - Golden Staircase - Upper Palisade Lake

Grouse MeadowHeute wollen wir uns den nächsten Passübergang "zurecht legen". Den Mather Pass wollen wir erst Morgen überqueren, heute wollen wir aber soweit wie möglich aufsteigen, so dass wir am nächsten Tag ausgeruht den letzten Anstieg angehen können.

Zuerst geht es für uns aber noch weiter ins Tal hinunter: Von unserem Lagerplatz an der LeConte Canyon Ranger Station folgen wir dem Kings River für etwa zwei Stunden talauswärts. Kurz hinter der feuchten Wiesenfläche der Grouse Meadows treffen wir auf etwa 8.070 ft den Abzweig Richtung Mather Pass.

Dear MeadowRichtung Osten steigen wir das Tal des Palisade Creek hinauf. Die ersten Meilen laufen wir mit geringer Steigung durch ein ehemaliges Waldbrandgebiet. Wie silbrig glänzende Zahnstocher wirken die teilweise stehen gebliebenen Stämme der großen Bäume in der mit frischem Buschwerk bewachsenen Landschaft. Nach etwa 300 Höhenmetern queren wir die Deer Meadow. Mehrere Bachläufe sind zu überschreiten, teilweise sumpfige Trails können bei feuchten Witterungsbedingungen das Fortkommen deutlich erschweren.

Black DivideLangsam beginnt der bisher sandige Trail felsiger zu werden und stärker anzusteigen. Der hohe Felsriegel am Talende ist deutlich näher gekommen. Es ist kaum erkennbar, wo durch diese "Wand" der Weg verlaufen soll.

Golden StaircaseDer folgende Wegabschnitt wird als "Golden Staircase" bezeichnet. Im Jahr 1938 wurde dieser Wegabschnitt als letztes Teilstück des John Muir Trail fertig gestellt. Bei der Ersterkundung im Jahr 1908 konnte dieser Bereich als einziges nicht mit Pferden durchquert werden.

Mather PassEtwa fünfzig Serpentinen liegen in der Mittagssonne, ein kühler Windhauch kommt von den Wasserfällen des Palisade Creek, die wenige Meter neben dem Trail in die Tiefe stürzen.

Mit mehreren Rastpausen erreichen wir schließlich den auf 10.613 ft liegenden Lower Palisade Lake an dessen Nordufer wir einige Zeit verweilen. Nach weiteren zwanzig Gehminuten finden wir einen schönen Zeltspot an einer balkonartigen Baumgruppe etwa 30 Meter oberhalb des Upper Palisade Lake (10.679 ft). Nach der üblichen Routine des Lageraufbaus genießen wir die Nachmittagssonne in diesem Felsenreich, wo wir auch kurz von einem jungen Coyoten besucht werden.

Tagesetappe:
ca. 12,5 Miles
Gesamtstrecke:
ca. 147,1 Miles
Gehzeit:
7:23 Uhr – 14:50 Uhr
Etappenanfang:
Le Conte Canyon Ranger Station
Etappenende:
Upper Palisade Lake

Nach oben 13. Tag: 06.09.2014 Upper Palisade Lake - Mather Pass - Lake Marjorie

Mather PassDer nächste Passübergang: Nach dem morgendlichen Lagerabbau beginnen wir um 07:30 Uhr mit dem Anstieg zum Mather Pass (12.100 ft). Bereits kurz hinter dem Ende des Upper Palisade Lake befinden wir uns in einem reinen Felsenreich. Trotzdem ist die Trailführung gut in die Landschaft eingepasst, so dass in gleichmäßigem Tempo ein guter Gehrhythmus eingehalten werden kann. Die letzten 1.000 ft Anstieg führen über Serpentinen. Mittlerweile gut akklimatisiert stehen wir nach etwa 90 Minuten auf der Passhöhe, das hatte am gestrigen Tag deutlich mühsamer ausgesehen.

Palisade ValleyHier oben treffen wir auf ein Frauenteam aus dem Raum San Francisco. Diese vier sind drei Tage vor uns im Yosemite Valley gestartet. In den nächsten Tagen werden wir uns regelmäßig über den Weg laufen, da die fast täglichen Passübergänge den Laufrhythmus und die sinnvolle Etappenlänge vorgeben.

Upper BasinDer Blick auf die Südseite des Mather Pass fällt auf eine Mondlandschaft: In steilen Serpentinen führt der schmale Trail auf eine nur spärlich bewachsene Hochfläche herunter, die von einzelnen Seeaugen unterbrochen ist. Deutlich ist die Spur des John Muir Trails, die nach Süden über das Upper Basin führt, von der Passhöhe auszumachen.

Der WegNachdem wir über die Trailserpentinen auf das Upper Basin abgestiegen sind, queren wir diese Mondlandschaft, die nach Süden langsam in das Tal des South Fork Kings River absinkt. Wir fühlen uns klein und unscheinbar wie wir der schmalen Linie unseres Trails in dieser Urlandschaft folgen. Als die Sonne höher steht, wandern wir schon unter den Schatten spendenden Bäumen der Talniederung. Auf etwa 10.000 ft queren wir den Fluss über ein paar dicke Felsbrocken, danach erwartete uns der nächste Anstieg. Steile Serpentinen führen etwa 600 ft bergan und lassen in der windlosen Luft den Schweiß fließen.

Lake MarjorieDer Trail wird im Bereich der Bench Lake Ranger Station flacher und angenehmer zu gehen. Am Westrand eines kleinen Sees vorbei steigen wir durch lockeren Busch- und Baumbestand ein Tal nach Südosten auf. Nach der Überschreitung eines kleinen Höhenrückens stehen wir am Ufer des Lake Marjorie (11.132 ft), einem schönen See, der am nächsten Morgen unser Startpunkt zum Pinchot Pass (12.130 ft) werden soll.

VollmondNach kurzer Suche finden wir einen guten Zeltplatz im Windschatten eines Felsriegels. Ein Brüderpaar aus Philadelphia (Bob und Peter) schlägt ihr Zelt in der Nähe auf. Die beiden werden in den nächsten Tagen immer wieder unseren Weg kreuzen, da Sie eine ähnliche Tageseinteilung wie wir haben.

Nach Abschluss des Lageraufbaus genießen wir am Nachmittag die Ruhe an diesem schönen Bergsee. Die Sonne lässt die Berge in der Dämmerung leuchten, der Fast-Vollmond schafft eine erstaunliche Lichtstimmung in der Nacht.

Tagesetappe:
ca. 10,5 Miles
Gesamtstrecke:
ca. 157,6 Miles
Gehzeit:
7:30 Uhr – 14:00 Uhr
Etappenanfang:
Upper Palisade Lake
Etappenende:
Lake Marjorie

Nach oben 14. Tag: 07.09.2014 Lake Marjorie - Pinchot Pass - Rae Lakes

Bergfarben"Ein neuer Tag, ein neuer Pass", mit diesem Motto geht es weiter. Doch für den Anstieg zum Pinchot Pass (12.130 ft) benötigen wir von unserem Lager am Lake Marjorie nur etwas mehr als eine Stunde. Der gut angelegte Steig leitet uns in gleichmäßiger Steigung zur Passhöhe.

Woods Creek CanyonDer Blick zurück schwenkt über die in farbigem Gestein leuchtenden Berggipfel und die Seen im Talgrund. Nach Süden ist eine trockene Hochebene zu sehen, die alsbald in ein bewaldetes Tal mündet. Hier oben treffen wir auch das Damenteam aus San Francisco bei Ihrer Gipfel- oder "Passrast" wieder.

Nach dem Abstieg vom Pinchot Pass führt uns der Trail zum Tal des Woods Creek, das sich im weiteren Verlauf zu einem Canyon mit Stromschnellen und Wasserfällen entwickelt. Unser Pfad führt auf der rechten Flussseite oftmals durch instabile Geröllhalden. Teilweise durch kleinere Gegenanstiege unterbrochen verlieren wir kontinuierlich an Höhe. Trotzdem fordert das Auf- und Ab in diesem Bereich ein wenig das Durchhaltevermögen, da auch der Ausblick auf die umliegenden Berge durch das tief Hängebrückeeingeschnittene Tal wenig Abwechslung bietet. Etwa 3 Stunden nach dem Passübergang gehen wir wieder durch einem dichten Wald, der Fluss befindet sich in der eingeschnittenen Talsohle unter uns.

WegzeichenAuf etwa 8.500 ft Höhe treffen wir auf eine Pfadeinmündung. Der Weg Richtung Rae Lakes zweigt nach Osten ab. Wenige Dutzend Meter später treffen wir auf die berühmte Golden Gate of the John Muir Trail. Eine nur für jeweils eine Person zugelassene Hängebrücke spannt sich mit etwa 30 Meter Länge über den unter uns rauschenden Woods Creek. Der Übergang wird aufgrund der durch uns beim Gehen verursachten Schwingungen in der filigranen Drahtseilkonstruktion zu einer schönen Abwechslung.

Arrowhead LakeDirekt hinter der Brücke liegt ein Lagerplatz, den wir gleichzeitig mit dem Damenteam aus San Francisco und dem Brüderpaar aus Philadelphia zur Mittagsrast nutzen.

Am Nachmittag steigen wir ein Tal nach Südosten Richtung Rae Lake auf. Großteils in gemächlicher Steigung fordern einige steile Höhenzüge nochmals vollen Rae LakesEnergieeinsatz. Nach etwa 2 Stunden legen wir am kleinen Dollar Lake (10.200 ft) eine letzte Riegelpause ein, bevor wir die letzte Etappe zu unserem Tagesziel angehen.

Mit nur noch geringem Höhengewinn gehen wir an mäandernden Bächen und dem schönen Arrowhead Lake (10.290 ft) vorbei, dann steigen wir an der Waldgrenze nochmals einen steilen Höhenrücken empor. Kurz darauf stehen wir vor den Rae Lakes (10.536 ft). Von lichtem Baumbestand umgeben schmiegt sich dieser See unter die umliegenden Berghänge. Gleich zu Beginn finden wir zwischen Trail und Seeufer einen einsamen Zeltplatz unter ein paar Nadelbäumen. Große Steinplatten bieten natürliche Sitzgelegenheiten.

Nach dem üblichen Zeltaufbau und der Zubereitung des Abendessen schauen wir lange dem Licht und Schattenspiel von einigen Wolken und der Sonne bis zu ihrem Untergang zu.

Tagesetappe:
ca. 13 Miles
Gesamtstrecke:
ca. 170,6 Miles
Gehzeit:
7:35 Uhr – 17:00 Uhr
Etappenanfang:
Majorie Lake
Etappenende:
Rae Lake

Nach oben 15. Tag: 08.09.2014 Rae Lake - Glen Pass - 11.000 ft vor Forester Pass

Glen PassIn der Nacht wache ich durch das Geräusch auf das Zelt fallender Regentropfen auf. Der erste Niederschlag unserer Tour! Vielleicht vergeht der Schauer bis zum Morgen. Während der Nacht werden die Schauer länger, hören am Morgen aber auf. Wir packen das feuchte Zelt ein und brechen nach dem Frühstück auf. Ein völlig neuer Eindruck für uns: Nach 14 Tagen Sonnenschein und nur gelegentlichen Wolken werden heute die Berggipfel von tief hängenden Wolken verhüllt. Die mit Staub bedeckten Büsche und Grasflächen leuchten nach dem Regen in frischem Grün.

Blick nach NordenAm Ostufer der Rae Lakes wandern wir nach Süden. Zwischen Oberem und Unterem See leitet uns eine schmale Landbrücke auf die im Westen liegenden Berghänge zu. Es fängt wieder an zu regnen. Erstmals haben unsere mitgeschleppten Anoraks ihre Daseinsberechtigung.

Ungewohnt ist jetzt der Aufstieg über die nassen Steinplatten der Trailserpentinen. Glücklicherweise hört der Schauer nach etwa 15 Minuten wieder auf, so dass der weitere Aufstieg angenehmer ist. Nach dem ersten Anstieg befinden wir uns in einem Art Talkessel mit einigen kleinen Seen. Der Pfad hält auf einen steilen Felshang zu. Erst beim Näherkommen wird der schmale Trail erkennbar, der in Serpentinen hier ansteigt. In gewohnt gleichmäßiger Steigung steigen wir weiter empor, wobei dieser Pass sicherlich der technisch schwierigste aller bisherigen Passübergänge ist.

PasshöheNach Erreichen der Passhöhe ist diese nicht einfach zu queren. Etwa hundert Meter ist längs des Grates weiter zu laufen, eher der Trail an der eigentlichen Passhöhe des Glen Pass (11.979 ft) eine gangbare Stelle auf der Südseite zum Abstieg nutzt. Im kühlen Wind bleiben wir nur einige Minuten um die uns umgebende Landschaft in dieser besonderen Stimmung zu betrachten.

Rae LakesIn einem schmalen und gewundenen Taleinschnitt verliert unser Trail an Höhe, dabei sind einige Geländestufen mittels Serpentinen zu überwinden. Nach etwa einer Meile dreht der Weg nach Osten. Rechts ist unter uns der Charlotte Lake zu sehen. Die Abzweige zu ihm nach Westen und nach Osten zum Kearsage Pass passieren wir auf einem sandig-flachen Höhenrücken in kurzen Abständen. Danach steigen wir in einem Waldgebiet nochmals deutlich ab, wobei manchmal aus den tief hängenden Wolken einige Regentropfen fallen. Erst bei etwa 9.500 ft treffen wir auf den Abzweig zum Forester Pass (13.200 ft), den wir aber erst am nächsten Morgen besteigen wollen.

Bubbs Creek ValleyIn der Waldniederung am Vidette Meadows legen wir unsere Mittagsrast ein. Am Nachmittag wollen wir dann bis auf etwa 11.000 ft aufsteigen, eine gute Ausgangsposition für den Passaufstieg zum Forester Pass.

Der Aufstieg im Tal des Bubbs Creek ist die ersten zwei Stunden ohne besondere Vorkomnisse. Bei etwa 10.400 ft warten wir einen kleinen Schauer unter großen Bäumen ab, danach gehen wir weiter. Im Bereich der Baumgrenze wird der Wind stärker und die sehr tief hängenden Wolken machen deutlich, dass ein weiterer Aufstieg heute ein sehr nasses "Vergnügen" werden kann. Wir beschließen einen Lagerplatz zu suchen. Diesen finden wir wenige Minuten später auf einem Absatz in den Nordhängen des Tales. Ein kleiner Bachlauf in der Nähe bietet Frischwasser. Wir beginnen sofort mit dem Zeltaufbau, da es mittlerweile regnet. Das Zelt steht innerhalb weniger Minuten, doch der Regen ist in dieser Zeit zum Platzregen gewachsen, so dass wir mitsamt unserer Ausrüstung ins Zeltinnere flüchten.

Camp 15Die nächsten zwei Stunden liegen wir im Schlafsack und hören den Regen auf das Zelt prasseln. Notdürftig versuchen wir die klammen Kleidungsstücke zu trocknen. Unsere Gedanken kreisen nur um das Wetter: Wird der vor uns liegende Forester Pass eventuell zuschneien und unpassierbar? Können wir überhaupt weiter, da wir auch nur noch für dreieinhalb Tage Verpflegung haben? Zur Untätigkeit verurteilt bereiten wir ein verfrühtes Abendessen, erstmals während des Trekkings kochen wir in der Apsis des Zeltes.

Gegen 19:00 Uhr hört es auf zu Regnen, es bleibt windig. Aussen kontrolliere ich die Zeltabspannungen und befestige noch weitere Zeltschnüre. Tatsächlich erscheinen zwischen den Wolken erste blaue Stellen, die Wolkenuntergrenze hat sich deutlich angehoben. Vielleicht können wir am nächsten Tag doch über den Forester Pass steigen?

In der Nacht wird es hell. Der Vollmond strahlt vom mittlerweile wolkenlosen Himmel, die Regenfront ist abgezogen. Auch ein Coyotenrudel begrüßt den Wetterwechsel mit lautstarkem Geheul.

Tagesetappe:
ca. 11 Miles
Gesamtstrecke:
ca. 181,6 Miles
Gehzeit:
7:25 Uhr – 15:00 Uhr
Etappenanfang:
Rae Lake
Etappenende:
11.000 ft vor Forester Pass

Nach oben 16. Tag: 09.09.2014 11.000 ft vor Forester Pass - Forester Pass - Wright Creek

Junction PeakDer neue Morgen begrüßt uns mit blauem Himmel und kalter, glasklarer Luft. Das Zelt ist von einem Eispanzer überzogen, den wir vorsichtig entfernen. Da auf unserer Talseite die Sonne erst spät hereinscheint, verzehren wir unser Frühstück mit klammen Fingern und machen uns zum Aufbruch bereit. Bewegung ist das beste Mittel zum Aufwärmen.

SüdblickKontinuierlich ansteigend leitet uns der Trail in den Talschluß, in dem die Berge der Kings Kern Divide wie eine große Wand stehen. Eine unscheinbare Einsattelung muss der Forester Pass (13.200 ft) sein, die höchste Passüberquerung des John Muir Trail. In gleichmäßigem Tempo laufen wir ohne Rast bis zu einem kleinen Bergsee auf 12.250 ft. Kurz vorher treffen wir wieder das Brüderpaar aus Philadelphia, welche in der Früh an unserem Zelt vorbei gekommen sind.

Forester PassNach unserer Riegelpause beginnen wir den finalen Anstieg zur Passhöhe: In einer großen Serpentine wird ein Höhenrücken erklommen, der dann in die Bergflanke unter den Passübergang leitet. Nochmals sind etwa 20 Serpentinen abzulaufen, dann stehen wir gegen 10:30 Uhr in dem kleinen Passeinschnitt. Für Monika bedeutet dieser Pass gleichzeitig der erste 4000er, den Sie bezwungen hat. Beeindruckend sind die Fern- und Tiefblicke in die alpine Steinwildnis zu beiden Seiten des Forester Pass.

FelsabstiegNach etwa 20 Minuten beenden wir die "Gipfelrast" und treten den Abstieg auf die im Süden gelegene Hochfläche an. Auf den ersten Höhenmetern ist der Trail in den Berg hineingesprengt und in schattigen Rinnen auch teilweise vereist. Danach erfolgt der weitere Abstieg über die nächsten 1.000 ft über teilweise rutschige Serpentinen, da hier feiner Sand auf den Steinplatten liegt.

Sequoia National ParkDie nächsten zwei Stunden geht es über eine baumlose Sandfläche, die mit einigen Felsbrocken garniert ist. Abwechslung bereiten hier die vielen Marmots (Murmeltierart), die zum Sonnen und Futtersuche aus ihren Erdlöchern kommen. Danach senkt sich der Trail in das Tal des Tyndall Creek hinab. Es gibt hier einige vorbereitete Lagerplätze mit stählernen Bärenboxen, doch wir wollen noch etwa 2 Stunden weiter ziehen.

Bighorn PlateauNach der Überquerung des Tyndall Creek steigt der Pfad in einem blockigen Gelände etwa 400 ft relativ steil an, dann ist das Bighorn Plateau erreicht. Eine sandig trockene Hochebene wird nach Süden gequert, in Richtung Südosten wächst am Horizont ein Berg mit flacher Gipfelkuppe über den Horizont. Am 16. Tag unserer Wanderung sehen wir erstmals das Ziel des John Muir Trail: Der Mount Whitney (14.495 ft / 4.418 m), der höchste Berg der kontinentalen USA, markiert das offizielle Ende unseres Trails. Doch bis zum Gipfel sind es noch zwei Tagesetappen.

Mount WhitneyDer Blick zum Mount Whitney und die erfolgreiche Überschreitung des Forester Pass am heutigen Morgen läßt mich erstmals daran denken, dass diese Fernwanderung sich dem Ende nähert. Doch ich möchte den Rest auch noch geniessen und blende Gedanken über ein Résumeé aus. Dafür habe ich noch zwei Tage Zeit.

Camp 16Am Ende des Bighorn Plateau senkt sich der Weg ins nächste Tal. Uns kommt ein schwer beladenes Pärchen mit müden Schritten entgegen. Keine Reaktion auf unseren Gruß. Am nächsten Tag erfahren wir, dass sie es zwar noch auf die Hochfläche schaffen, dort aber müde ihr Nachtlager aufschlagen. Ohne Wasser und dehydriert werden sie nach einem Notruf per Helikopter ausgeflogen. Wir erreichen die Waldzone am Wright Creek und finden nach der Bachquerung sehr schöne Lagerplätze, die wir sogleich ansteuern.

Beim Aufstellen des Zeltes fallen uns immer noch Eisbrocken entgegen, die sich in dem Zeltbündel - trotz der hohen Tagestemperaturen - seit dem Morgen gehalten haben. Nach dem Zeltaufbau trocknet dies schnell, die Souvenirs des gestrigen Regenabends verschwinden.

Wir genießen den sonnigen Nachmittag an diesem Zeltplatz. Unsere nächsten Nachbarn sind die Brüder aus Philadelphia die etwa 100 m entfernt ihr Lager aufschlagen.

Tagesetappe:
ca. 13,7 Miles
Gesamtstrecke:
ca. 195,3 Miles
Gehzeit:
7:25 Uhr – 16:00 Uhr
Etappenanfang:
11.000 ft vor Forester Pass
Etappenende:
Wright Creek

Nach oben 17. Tag: 10.09.2014 Wright Creek - Guitar Lake

Sandy MeadowEine kurze Etappe liegt heute vor uns. Der letzte Pass wurde gestern überwunden, das Ziel mit dem Guitar Lake als Ausgangspunkt für die Besteigung des Mount Whitney liegt fest. Es sind etwa 8 Meilen Gehstrecke.

Nach dem Abbau des Lagers queren wir einen niedrigen Höhenrücken und steigen zum Wallace Creek ab, den wir über große Steinblöcke queren. Eine Ansammlung von Zelten befindet sich hier an den fest eingerichteten Lagerplätzen, die alle noch in Nachtruhe liegen. Steil führt uns der Trail danach auf eine locker bewaldete Hochfläche hinauf. Es kommt uns eine Pferdekarawane entgegen, die wohl zur Versorgung der Rangerstationen dient. Auf der sonnigen Lichtung Sandy Meadow genießen wir in der Morgensonne den Ausblick auf die umliegende Bergwelt.

Timberline LakeDanach folgen wir in leichtem Auf und Ab dem sandigen Pfad nach Süden. Etwa zwei Stunden nach dem morgendlichen Aufbruch erreichen wir einen Abzweig: Der John Muir Trail zweigt hier nach Osten ab, während der Pacific Crest Trail weiter nach Süden führt. Zwanzig Minuten später treffen wir auf den Abzweig zur Crabtree Ranger Station, ab hier bewegen wir uns im engeren Bereich des Mount Whitney-Areals.

Guitar LakeLangsam steigen wir jetzt das Tal des Whitney Creek bergan. Am schönen Timberline Lake legen wir nochmals eine kleine Rast ein. Es wird uns bewusst, dass sich unsere Tour dem Ende nähert. Es wartet "nur" noch der Anstieg zum Mount Whitney und der nachfolgende Abstieg zum Whitney Portal auf uns.

Nach der Überquerung eines Felsriegels stehen wir vor dem Guitar Lake, dem klassischen Ausgangspunkt für eine Mount Whitney-Besteigung von Westen. Aufgrund unseres frühen Eintreffens ist im Bereich der guten Lagerplätze noch eine große Auswahl. Wir haben den ganzen Nachmittag Zeit und genießen die Sonne in diesem Felsenkessel unter dem höchsten Berg der kontinentalen USA.

Camp 17Auf einem Felsplateau oberhalb des Guitar Lake bauen wir ein letztes Mal unser Zelt auf. In unserer Nachbarschaft baut Gary ein futuristisches Ultraleichtzelt auf. Er sucht schon seit einigen Tagen nach den "Deutschen" auf dem Trail. Er überbringt uns herzliche Grüße von Jessie, der uns am fünften Tag am Lagerfeuer mit einem Whiskey-Tasting überraschte und derzeit etwa drei Tage hinter uns ist. Auch die beiden Brüder aus Philadelphia treffen kurz darauf ein und bauen ihr Zelt auf.

Guitar LakeEs folgt ein relaxter Nachmittag und Abend: Irgendwie ist allen klar, das der John Muir Trail fast beendet ist. Überflüssige Nahrungsmittel werden verzehrt oder verschenkt, warum soll man diese den Berg hochschleppen? Am späten Nachmittag erreichen noch zwei Pferdekarawanen und eine Trekkergruppe das Camp: Die US-Organisation "Soldiers to Summit" hilft kriegsversehrten US-Soldaten mit einem 5-Tage Trekking wieder Mut und Selbstbewustsein zu sammeln. Dabei werden die Soldaten jeweils von Physiotherapeuten auf der Tour begleitet. So wird das Lager am Guitar Lake heute ungewöhnlich voll. Die Abendgespräche drehen sich auch um den geplanten Aufbruch in der Nacht: Wer zum Sonnenaufgang gegen 06:20 Uhr am Gipfel sein will, muss spätestens um 02:30 Uhr am Guitar Lake aufbrechen.

Monika und ich beschließen 01:30 Uhr als Weckzeit für den nächsten Morgen.

Tagesetappe:
ca. 7,7 Miles
Gesamtstrecke:
ca. 203,0 Miles
Gehzeit:
7:15 Uhr – 12:15 Uhr
Etappenanfang:
Wright Creek
Etappenende:
Guitar Lake

Nach oben 18. Tag: 11.09.2014 Guitar Lake - Mount Whitney - Whitney Portal

SonnenaufgangUm 01:30 Uhr stehen wir auf. Etwa eine Stunde früher sind die versehrten Soldaten der Organisation "Soldiers to Summit" auf dem Trail an uns vorbei gezogen. Im Schein der Stirnlampen ist unser Zelt schnell abgebaut, zum Frühstück bereiten wir nur einen heissen Kakao. Gegen 02:15 Uhr sind auch wir auf dem Trail.

SchattenIn Richtung Südosten steigen wir kontinuierlich über den Trail bergan. Die Welt besteht nur noch aus dem erleuchteten Bereich der LED-Stirnlampe und den Bergschuhen von Monika, welche vor mir geht. Es ist überraschend warm, so dass wir uns nicht ungewöhnlich dick einkleiden müssen. Im Schein des Fast-Vollmonds ist anhand der Gipfel und Grate der umliegenden Bergketten deutlich zu erkennen wie wir an Höhe gewinnen. Als wir die Serpentinen unterhalb der Passhöhe Trail Crest erreichen wird mir klar, dass der schwierigste Teil des Anstiegs fast schon überstanden ist. Um 04:30 Uhr erreichen wir das Rucksackdepot am Abzweig zum Gipfel des Mount Whitney. Zwei Müsliriegel, eine Flasche Wasser und der Fotoapparat werden in der Deckeltasche des Rucksacks mitgenommen.

PlaketteJetzt bin ich wieder auf dem Weg, den ich genau 10 Jahre und 2 Tage vorher als Tagestour zurück gelegt habe. Aufgrund unserer vorangegangenen Passüberschreitungen sind wir gut akklimatisiert. Trotzdem erfordert der Trail in der Dunkelheit alle Aufmerksamkeit: Große Blöcke und Felseinschnitte sind vorsichtig zu überwinden. Manchmal ist die Wegführung nicht ganz eindeutig. Als wir den flachen Gipfelaufbau des Mount Whitney erreichen beginnt der Himmel heller zu werden.

MorgenlichtDie letzten Meter an der Gipfelhütte vorbei zum eigentlichen Gipfel lassen den orange schimmernden Horizont im Osten sichtbar werden. Dreissig Minuten vor Sonnenaufgang haben wir den offiziellen Endpunkt des 211 Meilen langen John Muir Trail erreicht. Jeder hängt seinen Gedanken nach. Am Gipfel treffen auch die Trekkingkameraden der letzten Tage ein. Wir beglückwünschen uns gegenseitig zur vollbrachten Leistung.

Als die Sonne um 06:20 Uhr aufgeht werden die umliegenden Gipfel in warme Gelb- und Orangetöne getaucht, der Schatten des Mount Whitney liegt weit nach Westen über der Sierra Nevada.

Felsenweg title=Nach etwa einer Stunde beginnen wir den Abstieg und gehen zuerst zum Rucksackdepot zurück. Für den anschließenden kleinen Aufstieg zur Passhöhe Trail Crest benötigen wir nur etwa fünf Minuten. Danach beginnen die berühmten 97 Serpentinen. Auch wenn wir sie nicht zählen, es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis wir die steile Felsflanke zum Trail Camp zurück gelegt haben. Dabei kommen uns viele Tagestouristen entgegen, welche sich hier unakklimatisiert schwer tun.

Guitar LakeNur mit kleinen Pausen gehen wir weiter ins Tal. Irgendwie war die Tour am Gipfel des Mount Whitney gefühlsmäßig beendet, so dass wir den Talabstieg nur noch als Pflichtaufgabe ansehen. Große Abschnitte des Weges sind mir noch in Erinnerung, aber es bleibt immer 97 Serpentinenein langer Abstiegsweg über fast zweitausend Höhenmeter. Ab Erreichen der Baumgrenze entgehen wir der hoch stehenden Mittagssonne. Gegen 12:30 Uhr hören wir erstmals den Autoverkehr am Parkplatz des Whitney Portal. Wir haben es bald geschafft. Doch die Serpentinen ziehen sich endlos. Haben wir in den vergangenen Wochen die gemächlichen Anstiege aufgrund unserer schweren Rucksäcke schätzen gelernt, so nerven sie jetzt. Wir können hier einen halben Kilometer Weg zurück legen und verlieren keine 30 Meter an Höhe.

Whitney PortalUrplötzlich stehen wir dann am Hinweisschild des Mount Whitney Trails. Um 13:20 Uhr am 11.09.2014 ist es geschafft. Ein schnelles Foto, dann geht es zum Store. Zusammen mit Gary und den Brüdern aus Philadelphia feiern wir das Ende unseres Abenteuers mit dem berühmten Whitney Portal Burger. Endlich keine Instand- oder Tütenmahlzeit mehr, jetzt fehlt nur noch eine heiße Dusche.

Eine Trekkerin des San Francisco-Damen-Teams nimmt uns mit Ihrem Wagen die letzten 15 Meilen herunter nach Lone Pine. Im historischen Dow Villa Hotel finden wir für zwei Nächte Unterkunft. Neben der heißen Dusche genießen wir einen gemütlichen Restaurantbesuch zum Abschluß dieses langen Tages.

Tagesetappe:
ca. 15,1 Miles
Gesamtstrecke:
ca. 218,1 Miles
Gehzeit:
2:15 Uhr – 15:00 Uhr
Etappenanfang:
Guitar Lake
Etappenende:
Ziel Whitney Portal

Nach oben 19. Tag: 12.09.2014 Der Tag danach: Lone Pine

Lone PineLone Pine: Ein Tag zum relaxen: Ausschlafen, kein Zeltabbau. Beim Frühstück im empfehlenswerten Alabama Hills Café treffen wir nochmals einige Trekkingbekanntschaften und verabschieden uns von den beiden Brüdern aus Philadelphia sowie dem Damenteam aus San Francisco.

Danach bringen wir unsere gemieteten Bear-boxes zum US Post Office. Die gehen zurück zum Wilderness Center im Yosemite National Park.

Der Rest des Tages vergeht mit ein wenig Sightseeing in dem kleinen Westernstädtchen sowie einem Nachmittag am Pool. Der Abend sieht uns beim Büffel-Burgeressen im The Mount Whitney. Ein Tag der uns etwas Abstand zur vergangenen Tour bringt.

Am nächsten Vormittag werden wir von Monikas Cousine aus Los Angeles abgeholt.

Abschließende Bemerkungen

Über etwa 218 Meilen reduzierte sich das Leben auf einen schmalen Trail, der uns durch die kalifornische Sierra Nevada führte. Tägliche Entscheidungen betrafen nur noch die Entfernung bis zur nächsten Rast, dem abendlichen Campspot oder der Verfügbarkeit von Trinkwasser. Der Trail führte täglich durch atemberaubende Landschaften. Einige davon sind nicht mit simplen Tagestouren vom nächsten Parkplatz zu erreichen, sondern bedingen immer eine mehrtägige Tour. Allein dies schaffte schon das Gefühl eines besonderen Erlebnisses.

Entscheidend für den Erfolg einer solchen Tour ist vor allem die Auswahl der Tourpartner, der richtigen Ausrüstung sowie der eigenen Grundfitness. Bei allen drei Punkten war alles im grünen Bereich, obwohl ich die Auswirkungen eines 22-Kg-Rucksacks auf die eigene Leistungsfähigkeit etwas unterschätzt hatte. Insbesondere beim ersten hohen Passübergang (Donohue Pass) war die noch nicht abgeschlossene Akklimatisierung in Verbindung mit Etappenlänge und Rucksackgewicht ein Hauptgrund für die starke körperliche Erschöpfung am Etappenende.

Bei einer vergleichbaren Tour würde ich ein verstärktes Augenmerk auf die Auswahl noch leichterer Ausrüstungsdetails (z.B. Zelt) legen, um hier zusätzliche Reserven zu schaffen. Dies allerdings nicht mit Kompromissen in Punkte Wetterschutz oder Sicherheit. Viele Trekker trafen wir mit Joggingschuhen auf dem Trail. Gerade mit schwerem Rucksack und im alpinen Gelände bevorzuge ich hier stabile, knöchelhohe Trekkingschuhe, die auch bei einem Wettersturz mit eventuellem Schneefall besser geeignet sind.

Da auf dem John Muir Trail großteils kein Handyempfang möglich ist, ist die Tour für die Zeitgenossen nicht zu empfehlen, die jederzeit Kontakt zur Aussenwelt benötigen. Handyempfang ersetzt keine vernünftige Tourplanung und schafft nur eine trügerische Sicherheit.

GPS - Positionen

Start L00-JMT -
Housekeeping Camp Yosemite Valley
119,58112° West
37,74136° Nord


L01-JMT -
Little Yosemite Valley
119,51283° West
37,73503° Nord

L02-JMT -
Sunrise
119,43309° West
37,79424° Nord
L03-JMT -
Backpacker Campground Tuolumne Meadows
119,35355° West
37,87157° Nord



L04-JMT -
Marie Lakes Trail Junction
119,22020° West
37,75019° Nord

L05-JMT -
Rosalie Lake
119,12843° West
37,69039° Nord
L06-JMT -
Deer Creek Crossing
119,03484° West
37,56299° Nord

L07-JMT -
südlich Silver Pass
118,91911° West
37,46173° Nord

L08-JMT -
vor Italy Lake Creek Junction
118,87764° West
37,35331° Nord

L09-JMT -
Piute Creek Crossing
118,83253° West
37,22493° Nord

L10-JMT -
Evolution Lake
118,70007° West
37,17192° Nord
L11-JMT -
Le Conte Canyon Ranger Station
118,59458° West
37,09355° Nord

L12-JMT -
Upper Palisade Lake
118,47253° West
37,05436° Nord

L13-JMT -
Marjorie Lake
118,43177° West
36,94659° Nord
L14-JMT -
Rae Lake
118,40586° West
36,81545° Nord
L15-JMT -
11.000 ft. vor Forester Pass
118,37149° West
36,72288° Nord

L16-JMT -
Wright Creek
118,37582° West
36,59720° Nord
L17-JMT -
Guitar Lake
118,31273° West
36,57167° Nord
Gipfel -
Mount Whitney
118,29109° West
36,57862° Nord
Ende-JMT -
Whitney Portal
118,24022° West
36,58692° Nord
L18 -
Dow Villa Hotel (Lone Pine, CA)
118,06197° West
36,60392° Nord

Kartenmaterial:

TOM HARRISON MAPS, 1 : 63.360
John Muir Trail Map Pack
ISBN13 978-1-877689-34-5 / San Rafael, CA 2010

GPS-Trackansicht mit Google® Maps

Letzte Aktualisierung am 10.01.2023 20:43:38 Uhr